Stadtgespräch: Das verpasste Millenium?

    1909 schlossen die Städte Saarbrücken, St.Johann und Malstatt zur Grossstadt zusammen. Nächtes Jahr kann dieses Ereignis gefeiert werden. Wie? Wenige Monate vor dem grossem Stadtjubiliäm weiss man immer noch nichts genaues und es ist zu befürchten, dass auch nicht viel erinnerungswürdiges kommen wird. Ganz anders im Jahr 1959, als der renomierte schweizer Grafikdesigner Robert Sessler, der seinerzeit an der Saarbrücker Kunsthochschule lehrte, beauftragt wurde, die Ausstellung „Du und deine Stadt“, mit der Saarbrücken das 50-jährige Stadtjubiläum beging, zu konzipieren. Die Ausstellung in sämtlichen Räumen des damaligen Saarlandmuseums am St. Johanner Markt, der heutigen Stadtgalerie, erhielt ein einheitliches Gesicht durch ein von Sessler entwickeltes Ausstellungssystem auf Basis von zusammensteckbaren Vierkant-Stahlstäben. Eine ebenso von ihm gestaltete Stadtchronik in Buchform mit klarer Typografie und Grafik ergänzte die Ausstellung. Seitdem wurde den Saarbrücker Bürgern keine umfassende städtebauliche Standortbestimmung mehr vorgeführt. Nur wenige Meter von dem damaligen Ausstellungsort entfernt, im K4-Forum erhält man derzeit noch bis zum 10.Oktober Einblick, mit welchem Anspruch eine andere Stadt, nämlich Mannheim, ihr Stadtjubiläum gefeiert hat. Die jungen Designer Jan Theissen, Absolvent der HBK Saar, und Sonja Nagel, die in Stuttgart ihr Büro atelier nagel-theissen (www.kommunikationsarchitektur.de) betreiben, gewannen 2006 den Gestaltungs-wettbewerb für die zentrale Jubiläumsausstellung „10 / 400 - 10 Jahre Stadtentwicklung / 400 Jahre Mannheim“. Mit relativ kleinem Budget gelang es ihnen, die planerischen Aktivitäten der Stadt Mannheim zum vierhundertjährigen Stadtjubiläum in atmosphärischer und informativer Weise zu präsentieren. Mittelpunkt des sinnlichen Raumerlebnises war ein begehbarer „Stadtteppich“ von Mannheim, auf dem der Planungsprozess vom ersten Gedanken, von der ersten Skizze, vom ersten Modell zur Umsetzung der städtebaulichen Projekte in Schichten und Geschichten gezeigt wurden. Ein ähnliches identitätsstiftendes Ereignis wünschen wir uns auch für Saarbrücken. Aber dafür bleibt, wie wir eingangs befürchtet haben, nur noch wenig Zeit!

    Erstmals veröffentlicht: Juli 2008 von baubar urbanlaboratorium / Fotos: baubar 2008