Das Auffälligste an den Saarbrücker Gehsteigen ist das Fehlen eines Gestaltungskonzeptes. Alle paar Meter wechseln die Pflasterformate und Materialien: Betonplatten im Format 30x30cm werden abgelöst durch kleinformatiges Betonplaster in der Form eines Parallelogramms, SF-Pflaster genannt, dazwischen Asfalt und allerlei Betonsteinvarianten von Rechteckform über Sechseckform (Bienenwabenmuster) bis zu Quadratform (z.B. entlang der Stadtbahntrasse). Zuweilen liegen sechs verschiedene Formate auf engstem Raum beieinander, so dass schnell der Eindruck einer Baumarkt-Musterschau aufkommt. In Saarbrücken findet die Auswahl entweder à la mode statt (wie etwa in der Bahnhofstrasse und um das Rathauscarré herum) oder - wohl häufiger - nach pragramatischen Gesichtspunkten. Andere Städte besitzen eine Gestaltungssatzung, die Mindeststandards für den öffentlichen Raum und für die Gehsteigpflasterung festlegt. Auch hier kennt man einen traditionellen Belagstypus, der sich be-währt hat und als Saarbrücker Muster bekannt ist: Ein Band aus diagonal verlegten Quadratbetonplatten mit einem Abschluss in der Form von „Bischofsmützen”und jeweils seitlich Streifen mit Basalt-Kleinmosaik, die ein leichtes Anpassen an Haussockel, Lichtschächten usw. ermöglichen. Im besten Fall - die Modernisierungswut überstanden und daher selten anzutreffen - gibt es noch einen Bordstein aus dunklem Basalt oder hellem Granit. Vielleicht Anregung für die Bauverwaltung, sich bei der Neuanlage oder Reparatur von Gehsteigen öfters an die „gute Form” zu erinnern.
Erstmals veröffentlicht: September 2006 von baubar urbanlaboratorium / Fotos: baubar 2006