Stadtgespräch: Entsorgung von Baukultur

    Saarbrücken hat im Januar 2006 eine der wenigen bedeutsamen Industriearchitekturen der 1960er Jahren verloren, das Gebäude der Saarbrücker Druckerei und Verlag (SDV) in der Halbergstrasse. Erbaut hat es 1969 der Architekt Hanns Schönecker (1928 - 2005) aus St. Ingbert, der 2002 für sein Lebenswerk den Saarländischen Kunstpreis erhielt. Viel Wert hat dieser Preis anscheinend nicht, denn der Abbruch blieb von Öffentlichkeit und Presse völlig unbemerkt. Anstelle des mit grossem Aufwand abgebrochenen Gebäudes entsteht in Kürze ein allseits bekannter Schachtelbau der Lidl-Gruppe.

    Wir übernehmen eine Textpassage aus dem Buch „Interview Architektur - Marlen Dittmann im Gespräch mit Hanns Schönecker”, erschienen 2002, herausgegeben von Jo Enzweiler (www.institut-aktuelle-kunst.de): »1967 erhielt ich den Auftrag für die Druckerei in der Halbergstrasse. Es tut mir immer noch weh wie der Baukomplex später verschandelt wurde. Es war ein so schöner Sichtbeton. Vorder- und Rückgebäude sowie die verbindende Fussgängerbrücke bestehen ganz aus Sichtbeton. (...) Die Besondere, im Wechsel raue und feine Struktur des Sichtbetons entstand durch Leisten, die in die Schalung eingelegt wurden. Nach der Ausschalung hatte man vor- und zurückspringende Teile. Die vorspringenden Teile wurden abgeschlagen, dadurch entstand die raue Struktur. Die zurückliegenden Teile dagegen wurden mit dem Kompressor abgeklopft und erhielten so ihre feine Struktur. (...)«.

    Jetzt hat der Kompressor das ganz Gebäude entsorgt.

    Erstmals veröffentlicht: März 2006 von baubar urbanlaboratorium / Fotos: baubar 2006