Verwaltungsgebäude der Ruhrkohle AG (RAG) / ehem. Saabergewerke, Hafenstr. 25, St.Johann, erbaut 1977; Architektur: Fachabteilung Hochbau der Saarbergwerke (Huber, Sarner, Rausendorff, Lichtenhagen). Kunst am Bau: Paul Schneider. Grafisches Leitsystem: Diethard Adt. Aktualisierung 2018: Gebäude wurde 2017 abgebrochen
Im Vergleich zur historischen Bergwerksdirektion in der Trierer Straße von Gropius/Schmieden aus dem Jahr 1880, welches unter großem Protest vieler Bürger und Verbände für ein ECE-Shoppingcenter entkernt wurde, gelangte das nüchterne Gebäude der ehemaligen Saarberg-, späteren RAG-Hauptverwaltung in der Hafenstraße nie in das Bewusstsein der breiten Bevölkerung. So wird der derzeit laufender Abbruch des Gebäudes auch nicht weiter als Verlust im Stadtbild Saarbrückens öffentlich bedauert werden, obwohl es neben seinen architektonischen und städtebaulichen Qualitäten auch als ein wichtiges bauliches Zeugnis der saarländischen Bergbaukultur steht, weniger im Sinne eines sichtbaren Bergbaumonumentes, sondern vielmehr als letztes Symbol einer untergegangenen Unternehmenskultur, denn immerhin gehörte Saarberg Mitte der 1980iger Jahren zu den fünfzigst größten Konzerne der alten Bundesrepublik Deutschland. Von diesem Anspruch zeugt auch das signifikante grafische Erscheinungsbild des Unternehmens, das vom Saarbrücker Büro Diethard Adt stammt. Ein Teil dieses „Coporate Identity“-Designs findet sich im inneren Gebäudeleitsystem mit der markanten Saarberg-Typografie sowie im Blau der Außenfassade wieder, das der Saarberg-Hausfarbe (RAL 5015 Himmelblau) entspricht. Vervollständigt wird diese Unternehmenskultur durch eine, vom Saarbrücker Künstler Paul Schneider gestaltete Metall- und Drahtskulptur, die über voller Breite des Erdgeschoß-Foyers den großzügigen Raumeindruck bestimmt.
Auch repräsentieren Architektur und Konstruktion des Gebäudes den damaligen Erfordernissen eines Großkonzerns. Der 6-geschossige, im Volksmund „Blauer Bock“ genannte Gebäudekomplex gliedert sich in 3 gleich große Büroblöcke, je mit einer Grundrissabmessung von 26,40 x 26,40 m, verbunden durch 2 Zwischentürme für Erschließungs- und Serviceräume. Die 15 Großraumbüros umfassen insgesamt 11.000 qm Bürofläche. Im Erdgeschoss untergebracht sind ein zentrales Rechenzentrum und das Betriebsrestaurant. Das dem Gebäude zugrunde gelegte Entwurfsraster von 1,20 m zieht sich konsequent durch alle Ausbau- und Fassadenelemente - typisch für die stringente und technoide Entwurfshaltung der 1970er Jahren.
Trotz grundsolider Konstruktion ist das unterschätzte Gebäude letztendlich ein Opfer eines langjährigen mangelnden Unterhalts und des Desinteresses der RAG aus dem Ruhrgebiet und der saarländischen Landesregierung (als Miteigentümer der RAG), Umnutzungskonzepte für eine Vermarktung zu entwickeln.
Jetzt erfolgt der „Rückbau“ wertvoller Bausubstanz durch die RAG, um das Grundstück für einen Investor (Altin-Immobiliengruppe Saarbrücken) aufzubereiten. An dieser exponierten Stelle gegenüber der Kongresshalle verspricht dieser zunächst einen Vier-Sterne Hotelneubau der Steigenberger-Gruppe. Realisiert soll aber nun die Budget-Linie der Hotelkette, ein Allerwelts-Intercity-Hotel, dazu eine Hochgarage. Die äußere architektonische Erscheinung (Entwurf: KomCon GmbH Saarbrücken) ist von erschreckender Banalität.
Erstmals veröffentlicht: März 2016 / Fotos: baubar 2016