Programm Neubau eines Dorfgemeinschaftshauses in der Ortsmitte von Spiesen
Ort Spiesen-Elversberg
Auslober Gemeinde Spiesen-Elversberg
Entwurf Carsten Diez, Igor Torres
Mitarbeit Nina Scheffler, Kjan Yazdi, Michael Hübbe
Auftragsart Realisierungswettbewerb
Planung 2009
Wie soll aus einem bisher verborgenem Ort eine neue, identitätsstiftende Ortsmitte werden? Italo Calvino hat in seinem Buch „Die unsichtbaren Städte“ erzählerisch über „die andauernden Städte“, „die Städte der Erinnerungen“, „die Städte und ihre Toten“, „die verborgenen Städte“, „die subtilen Städte“ philosophiert und entwirft mit grosser Kunst und Genauigkeit Stadtphantasien, in welcher sich alle Facetten des menschlichen Daseins wieder finden und zeitlos werden. Calvino greift keine gebaute Stadt auf, sondern fügt bereits vorhandene Bilder und Wunschbilder aus dem allgemeinen Erfahrungsschatz zu Skizzen unsichtbarer Städte zusammen. Aber in der Frage, was unsichtbar und was sichtbar ist, steckt ein weiterer Gedanke. Etwas, das erst in Zukunft bestehen wird, heute noch unbekannt ist, kann man normalerweise nicht sehen. Aber das gilt nicht für den, der aus der Ort zu lesen vermag. Aus der Beschäftigung mit ihm entstehen neue Bilder. Das ist allerdings erst dann möglich, wenn man die richtigen Fragen stellt. Diesen Fragen gehen wir mit unserem Entwurf zum Dorfgemeinschaftshaus nach.
Zunächst gilt es die städtebauliche „Widrigkeit“, die eine technokratische Planung hinterlassen hat, als Chance zur Heilung der Ortsmitte von Spiesen zu nutzen. Dieser Logik folgend soll sich an diesem „Unort“ ein Gebäude von einprägsamer Bildhaftigkeit entwickeln. Eine polygonale Figur, dessen Kontur ein Stück dem gegenüber liegenden Verlauf des historischen Hauses Lion folgt. Ein Knick sowohl im Grundriss als auch im Aufriss lässt ein skulpturales Volumen entstehen. Im Bereich des Foyers und des Saales sind grosse Öffnungen in den Baukörper geschnitten, die die Innenräume in ein helles Tageslicht tauchen und zugleich den Bezug zwischen Innen und Aussen unterstreichen. Sie sind in der Verlängerung der Sichtachsen von katholischer Kirche und Rathaus platziert. Des Nachts spektakulär beleuchtet, werden die Besucher schon aus der Ferne im feierlichen Auftakt zum Eingang geleitet.