Stadtkundschaften: Hauseingänge - Identitätsstifter für Alt-Saarbrücken

    Wenn man an die Architektur von Alt-Saarbrücken denkt, schaut man auf die bekannten Gebäudeensembles um die Ludwigskirche und dem Schloss, neuerdings auf den Pingussonbau und die Eisenbahnstraße. Aber jenseits der Linie Westspangenbrücke und Tummelplatz verliert sich der Glaube, hier noch besondere architektonische Qualitäten zu entdecken. Doch es gibt sie!

    Die Wohnbauten in diesem Stadtteil stammen überwiegend aus der Zwischen- und Nachkriegszeit, also aus den 1920er und 1950er Jahren. Durch ihre schlichte und einheitliche Gestaltung dokumentieren sie den Pragmatismus dieser Epochen, als zur Linderung der Wohnungsnot in kürzester Zeit viel und günstig gebaut werden musste. An einen baukulturellen Anspruch dachte zu dieser Zeit kaum ein Mensch. Der einzige Schmuck, der an den Fassaden vielleicht noch zugestanden wurde, waren häufig die Hauseingänge, denn sie repräsentierten den wichtigen Übergang vom privaten zum öffentlichen Raum. Und so lassen sich hier noch viele Türen, Eingangsnischen und Vordächer aus dieser Zeit entdecken, die im Vergleich zu heutigen Anlagen individuell und harmonisch erscheinen. Dies lag zumeist an den Fähigkeiten der lokalen Handwerker, die gekonnt mit Materialien wie Werkstein, Holz, Messingblech, Riffelglas, Mosaikplättchen und Terrazzo umgehen konnten.

    Trotz falsch verstandener Modernisierung in Form von billigen Baumarkt-Standardprodukten, meist aus vermeintlich pflegeleichten Kunststoff- und Aluminiumprofilen, hat sich der zeittypische Charme vieler Alt-Saarbrücker Eingänge erhalten. Bleibt zu hoffen, dass die Eigentümer und Bewohner dieser Häuser ein Bewusstsein und eine Wertschätzung für diese kleinen Perlen der Alltagsarchitektur entwickeln, so wie man heute die erhaltenen Vorkriegsfassaden selbstverständlich respektiert. Denn sie könnten ein Baustein für die Identifikation der Menschen mit ihrem Straßenzug und Stadtviertel sein.

    Erstmals veröffentlicht: 02.08.2016 / Fotos: baubar 2016